Michael Lüders (2023) Moral über alles? * * * * Moralismus und betreutes Denken: Wir sind die Guten!
Russlands Kriegsführung seit Februar 2022 stellt die Souveränität der Ukraine infrage. Die östlichen Landesteile sind besetzt oder annektiert, Millionen Ukrainer auf der Flucht. Weite Teile der Bevölkerung nicht allein in Deutschland sind sich einig in ihrer Verurteilung dieses russischen Neo-Imperialismus. Mehr als eine Million ukrainische Flüchtlinge finden hierzulande Aufnahme, die
gelebte Solidarität war und ist groß.
Wie also umgehen mit dieser völkerrechtswidrigen Anmaßung Moskaus? Die Antwort in westlichen Hauptstädten lautet überwiegend: vollständiger Bruch mit Russland auf allen Ebenen, politisch, wirtschaftlich und letztendlich auch kulturell. Moralische Gewissheiten gepaart mit Machtpolitik veranlassten Washington, Brüssel wie auch Berlin, Russland, wie dargelegt, umfassend zu sanktionieren und der Ukraine mehr und immer mehr Waffen zur Verteidigung und zur Rückeroberung besetzter oder annektierter Gebiete zu liefern. Dafür mag es gute Gründe geben, doch gibt es einen Unterschied zwischen Solidarität und Selbstzerstörung. Die Sanktionen gegenüber Russland gefährden den Wohlstand nicht allein in Europa, ohne jedoch den Krieg zu beenden. Daran ändert auch die Lieferung schwerer Waffen nichts, solange sie nicht begleitet werden von Waffenstillstands- oder
Friedensverhandlungen. Angefangen damit, nicht lauthals einen Regimewechsel in Moskau einzufordern.
Der angestrebte vollständige Cut mit Russland als Antwort auf den Einmarsch in die Ukraine ist nicht nur unrealistisch und politisch fragwürdig, er ist gleichermaßen überladen mit Symbolik. * * * *
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